Bitcoinzauberei

“Bitcoin-Zauberei”

Ich lese den Artikel über die Bitcoins schon zum zweiten Mal, ich will den Inhalt verstehen, was mir aber auch nach dem zweiten Anlauf nicht gelingt. Eine “digitale Münze”, wie hat man sich das vorzustellen? Und das Ganze befindet sich in einem extremen Aufwind, nur wenige Hundert Menschen halten die Mehrheit dieser “Währung” in ihren Händen, werden damit gerade steinreich. Ich beschließe, mein Unverständnis auf mein Alter zu schieben, verstehe nicht, wie so etwas funktionieren kann. Wo ist denn da ein Gegenwert? Die sind ja eigentlich aus Luft! Kein Silber, kein sonstiges Edelmetall oder Immobilien stehen als Wert dahinter. 
Gut, ich habe auch kein Buchhalter-Gen geerbt, hätte nie Steuerberater oder Bankberater werden können, das “Blaue” in mir ist nur rudimentär vorhanden, ich bin mehr eine Mischung aus “Rot” und “Grün”, was die Persönlichkeitstypisierung betrifft. Aber vergesslich bin ich nicht, so erinnerte ich mich daran, dass Pete vor einigen Jahren einmal Bitcoins zum Bezahlen von Musik oder Büchern im Internet gebraucht hatte. Damals hatte ich geglaubt, das alles wäre Betrügerei und Mummenschanz, wovon ich auch eigentlich heute noch überzeugt bin. Mögen mir alle Kenner der seriösen Aktien-und Finanzszene verzeihen! Wenn es diese gibt!
So erinnere ich meinen lieben Mann an diese Bitcoin-Geschichte, er will eigentlich nicht nochmal suchen, denn das hat er wohl schon versucht, und in den Wirren seiner virtuellen Ablagen, die wahrscheinlich genauso gut geordnet sind wie sein Raum für Werkzeug und Elektronik-Utensilien in unserer Garage, den ich mich weigere zu betreten, nichts gefunden. Aber anscheinend lässt es ihm keine Ruhe, er weiß noch, dass es so um die 50 Euro gewesen waren, die er damals investiert hatte, und die müssen irgendwo in einer elektronischen “wallet” (Brieftasche) liegen.
Oh Mann, ich habe wirklich keine Probleme, mit einer Kredit-oder EC-Karte zu zahlen, außer, dass ich damit vielleicht mehr Geld ausgebe als ich mit Bargeld ausgeben würde. Aber das hier kommt mir vor wie Zauberei, nicht wie schöne Magie, sondern eher so, als wenn ein böser Zauberer Macht hat, mit der er Dinge tun kann, die keiner versteht. Und die undurchschaubar und gefährlich sind. Und er kann alles verschwinden lassen. Wenn er will. Denke ich!
Durch einen Zufall findet Pete seine “wallet” mit den ungefähr 0,15 Bitcoins wieder! Tatsächlich, das Stöbern im virtuellen Ablage-Chaos hat sich gelohnt. Ich als typischer “user” (Benutzer) des Internets bin beeindruckt und kann mir weder vorstellen, wie das alles funktioniert noch wie man so etwas wiederfinden kann! 
Und nun ist er ganz still, liest überall nach, meldet sich irgendwo an und versucht, den Zaubertrick zu verstehen. Er schockt mich mit der Mitteilung, dass er seinen kleinen Teil von EINEM Bitcoin für ungefähr 1.800 Euro verkaufen könnte. Wie bitte? Ich schwanke zwischen Lachanfall und ungläubigem Staunen. Mein innerer Mund steht dümmlich offen. Jetzt will mein Mann wirklich zaubern! Ob da mal nicht statt dem Geld ein mageres Kaninchen aus dem Hut kommt! Aber eigentlich kann ja nichts passieren, oder? Im schlimmsten Fall lachen wir uns hinterher kaputt über unsere eigene Gutgläubigkeit, oder die 50 Euro sind weg... Warum hat er damals eigentlich nicht 1000 Euro investiert? 
Ich frage ihn nicht nach Erklärungen, weil ich mir sicher bin, diese nur schwer verstehen zu können, und bin gespannt. Es folgen jetzt ein paar Stunden wie im Chemieunterricht beim Durchführen eines Experimentes, mein Mann versucht sich in einem Portal für Käufe/Verkäufe anzumelden, die Regeln zu verstehen, die ich gar nicht kennen will.
Alles entwickelt dann eine Eigendynamik, von einem Treuhandkonto ist die Rede und ich denke an EBAY-Käufe-und-Verkäufe. Zahlt der Käufer erst, und der Verkäufer ist ein Sauhund, sieht der arme Käufer nie seine erworbene Ware und sein Geld ist futsch. Oder vielleicht ist der letzte Bieter und Erwerber der Ware ein Sauhund und bezahlt NICHT, obwohl er das eigentlich müßte. Dann ist der Verkäufer angeschmiert und rennt seinem Geld hinterher, das er wahrscheinlich nie bekommt.
Mein Mann vermeldet, selbst ein wenig überrascht über den Gang der Dinge, es würde jetzt einen Käufer geben, der tatsächlich die round about 1800 Euro für sein Mini-Bitcoin-Stückchen zahlen würde. Und dann auch zahlt, wird Pete mitgeteilt. Mittlerweile bin ich von der Transaktion in den Bann gezogen und kann meine Tätigkeit, der ich bis eben nachgegangen bin, nicht mehr konzentriert fortsetzen. Das ist ja wie ein Krimi mit offenem Ende! So, die Transaktion ist jetzt beendet und das Geld sollte dann nach einer Weile auf Petes Konto ankommen.
Sollte das wirklich klappen, hat mein Mann gerade die 50 Euro, die eigentlich gar nicht mehr vorhanden waren, ver36facht. Er hat seine Kontodaten aufgerufen, das Geld sollte ja mit einer Sofortüberweisung zeitnah auf dem Konto erscheinen. Oder eben nicht!
Wir trauen beide unseren Augen nicht, als plötzlich über 1800 Euro als Haben eingehen.
Mein Mann ist aus dem Häuschen, und ich erst! Mein Mann kann zaubern! Und ich fühle positive Magie! Pete kommt mir vor wie Gandalf aus dem Buch “Herr der Ringe”, den ich ebenfalls überaus gern mag. Er hat es geschafft, aus 50 Euro eine “Premium - Economy - Nachrüstung” auf die Plätze für unseren Flug in 14 Tagen nach Texas, eine neue Brille für mich und ein tolles Hotelzimmer für 4 Nächte in Key West zu zaubern!” 

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